Nationalsozialismus: Seine Geschichte von 1919 bis heute (German Edition) by Piper Ernst

Nationalsozialismus: Seine Geschichte von 1919 bis heute (German Edition) by Piper Ernst

Autor:Piper, Ernst [Piper, Ernst]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Prospero
veröffentlicht: 2013-01-23T00:00:00+00:00


Volksgemeinschaft im Krieg.

1939–1945

Am 1. September 1939 versandte Parlamentspräsident Göring morgens um drei Einladungen für eine Reichstagssitzung, die noch für denselben Tag anberaumt war. Reichskanzler Hitler berichtete den rasch zusammengerufenen Abgeordneten, dass am Tag zuvor der Konsultations- und Nichtangriffsvertrag mit Russland ratifiziert worden sei. Dann kam er auf Polen zu sprechen. Er wiederholte seine Forderungen nach Rückgabe Danzigs und des Korridors, was ein »friedliches Zusammenleben sicherstellen« sollte. Nichts lag Hitler in Wirklichkeit ferner als ein friedliches Zusammenleben mit dem östlichen Nachbarn. Tatsächlich war er schon seit dem Frühjahr zur Beseitigung Polens entschlossen. Wie das Vorgehen gegen die Juden wurde sie zum Abwehrkampf stilisiert: »Polen hat nun heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch durch reguläre Soldaten geschossen. Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten! Wer mit Gift kämpft, wird mit Giftgas bekämpft!« Tatsächlich hatte der deutsche Angriff auf Polen schon um 4 Uhr 45 begonnen, nachdem zuvor die SS einen Überfall auf den Sender Gleiwitz inszeniert hatte, bei dem die »Angreifer« nach ihrer Erschießung in polnische Uniformen gesteckt worden waren. Noch am selben Tag wurde die Freie Stadt Danzig dem Deutschen Reich wieder eingegliedert. Mit diesem »Feldzug der achtzehn Tage« war der Rubikon endgültig überschritten. Großbritannien und Frankreich konnten der Konfrontation mit Deutschland nicht länger ausweichen.

Am 22. August hatte Hitler etwa 50 Generäle auf dem Berghof versammelt, um sie auf den Krieg einzustimmen: »Wir haben nichts zu verlieren, wohl zu gewinnen«. Wirtschaftliche Autarkie mit dem vorhandenen Territorium war illusorisch: »Unsere wirtschaftliche Lage ist infolge unserer Einschränkungen so, dass wir nur noch wenige Jahre durchhalten können.« Gleichzeitig hoffte Hitler bis zuletzt, den Konflikt auf Polen beschränken zu können. An die deutsche Presse erging der strikte Befehl: »Der Begriff Krieg ist in Berichten und Überschriften auf jeden Fall zu vermeiden.« Man reagiere lediglich auf polnische Angriffe. Der für den 2. bis 11. September in Nürnberg geplante »Reichsparteitag des Friedens« wurde dennoch abgesagt. (In den kommenden Kriegsjahren veranstaltete die NSDAP dann ohnehin keine Parteitage mehr.)

Nach dem deutschen Überfall auf Polen zögerten Großbritannien und Frankreich ein weiteres Mal, doch zwei Tage später folgten sie ihren Beistandspflichten und erklärten Deutschland den Krieg. Abgesehen von einigen kleineren Operationen blieb diese Kriegserklärung zunächst ohne praktische Folgen, und doch war damit die Frontstellung geschaffen, die letztendlich zur deutschen Niederlage von 1945 und dem definitiven Ende aller deutschen Weltmachtsträume führte. Hitler, der den von ihm als unvermeidlich angesehenen Krieg eigentlich im Westen hatte beginnen wollen und auch das erst in einigen Jahren, musste seine Strategie umkehren. Die Hoffnung, Frankreich und Großbritannien würden ihm im Osten freie Hand lassen und Polen könnte zum Satellitenstaat in dem Lebensraumkrieg gegen die Sowjetunion umfunktioniert werden, hatte sich nicht erfüllt. Gleichwohl schien Hitler wieder einmal Glück zu haben. Die polnische Heeresleitung überschätzte ihr militärisches Potential und ließ den größten Teil der Streitkräfte an der fast 2.000 Kilometer langen Grenze aufmarschieren, die die Deutschen nach einer Woche in voller Länge überrannt hatten. Die Polen kämpften tapfer, aber sie hatten keine Chance. Neun deutschen Panzerdivisionen konnten sie lediglich ein Dutzend Kavalleriebrigaden und einige leichte Panzer entgegensetzen.



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